Eine Heimatstätte der Literatur die hässliche Universität Bielefelds

Das Lifestyle Magazin Vice hat Bielefelds Universität gerade zur hässlichsten Universität Deutschlands gewählt. Nun bin ich wohl eine ostwestfälische Kulturbanausin, weil dieses Magazin mir garnicht bekannt ist und damit auch die Kriterien, nach denen die Universitäten ausgewählt wurden, aber ich muss jetzt doch eine Bresche für die Bielefelder Uni schlagen (, denn schließlich sind wir fast ein Jahrgang). Sicherlich habe ich schönere Gebäude erlebt, wie etwa die Universität in Sevilla oder Paris und zweifellos ist die Uni Bielefeld in die Jahre gekommen, hat ihren jugendlichen Charme etwas verloren und mit dem ständigen Wachstum ist auch nicht mehr alles so zentral und lauschig wie früher.

Mit Wehmut denke ich an meine Studienzeit, als sich noch alles in der zentralen Halle abspielte und man nach einem „interessanten“ Essen in der Mensa, wie etwa Heidschnuckenragout (wir befanden uns noch in der"vor-veganen" Zeit) inmitten von Rauchschwaden (die heutige Biobäckerei war früher ein Zigarettenladen) in der zentralen Halle entspannte und Leute traf bevor man sich in die Bibliothek zurückzog, um zu lernen und den Blick nach draußen ins Grüne schweifen lassen konnte.

 

 

 

 

 

Den Teppichboden dort habe ich im Gegensatz zu den Testern nie beachtet, da ich auf die Bücherregale und deren Inhalt fixiert war, aber Lesen wird ja manchmal überbewertet. Vielleicht wurde die Ausgabe ja auch von einem Bodenbelaghersteller gesponsert, da auch der Bodenbelag in der zentralen Halle extra erwähnt wird. Wo wir gerade beim Bodenbelag sind, den natürlichen nämlich die Rasenflächen konnte und kann man immer noch im Sommer für eine kurze oder auch längere Pause unter einem durchaus blauen Bielefelder Himmel nutzen.

 

Fast fünfzig Jahre alt, wächst die Uni Bielefeld ständig (demnächst auch mit medizinischer Fakultät) und braucht einerseits neue Gebäude. So entstehen drum herum lauter schnittige Klötzchen- das können wir gut in Bielefeld bauen Klötzchen und Pömpel. Andererseits benötigt sie ein Lifting. Das dauert aber! Im Zuge der Grundsanierung ist die Herzkammer, die zentrale Halle, doch sehr vernachlässigt worden. Die Mensa zog aus, die Cafeteria wechselte den Platz, die Post verschwand und dann auch noch die Campusbuchhandlung. Das ist schon traurig, aber andere Geschäfte bleiben, wie der Lebensmittelladen, die Schreibwarenhandlung und natürlich die kulinarischen Anbieter

 

Von den Brücken ist es möglich nachdem man bei dem netten Personal des Studierendenwerks einen Cappuccino erworben hat, ein nach wie vor buntes Treiben in der Halle beobachten und ja,´ die Studierenden haben "noch" Spaß in der Halle mit Konzerten und Partys u.a. . Und wer sich in dystopischen Fantasien ergeht, sollte doch einmal Dienstags vorbeischauen, den Kopf nicht nur auf den Noppenboden gerichtet sondern auf meinen wunderbaren und kleinen Bücherstand, der Schönheit und Kultur in die Halle bringt richten. Wer sich allerdings partout weiter in der Hölle zu finden meint kaufe einfach Dantes „Göttliche Komödie“ bei mir und finde den Weg ins Paradies.

 

 

Nur auf den Boden zu schauen schränkt den Blick ein und lässt Wesentliches nicht erkennen.

 

Eva Mönkemöller

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Kommentare: 3
  • #1

    Jörg K. (Samstag, 05 Januar 2019 19:38)

    Sehr schön geschrieben.

  • #2

    Susanne (Montag, 11 Februar 2019 08:52)

    Eine echte Liebeserklärung, und die hat sie verdient;-)

  • #3

    Valentin (Freitag, 29 November 2019 16:59)

    Nimm das Vice!!

    Sehr gut gelungener Blog Beitrag.